Mit der Initiative für Nachhaltigkeitsforschung treibt die SCNAT gemeinsam mit ihren Schwesterinstitutionen die Wissenschaft zur nachhaltigen Entwicklung und zur Agenda 2030 voran. Ein besonderes Augenmerk richtet sie auf die gemeinsame Bearbeitung gesellschaftlich prioritärer Fragen in übergreifenden Konsortien.mehr

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Der Rahmen für eine klimaneutrale Verkehrspolitik

Neuer Bericht « Dekarbonisierung des Verkehrs» veröffentlicht

Die vorhandenen Instrumente der europäischen und schweizerischen Energiepolitik im Bereich der Mobilität reichen bei weitem nicht aus, um die Klimaziele des Übereinkommens von Paris zu erreichen. Dies besagt ein neuer Bericht des European Academies Science Advisory Council (EASAC). Der Bericht fokussiert auf den Strassentransport, der in Europa 72 Prozent des Treibhausgas-Ausstosses des Verkehrs ausmacht, und empfiehlt verschiedene Massnahmen.

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Die Autorinnen und Autoren schlagen Massnahmen auf drei Ebenen vor: Die Mobilität im Personen- und Güterbereich, die aktuell laufend zunimmt, soll auf die notwendigen Transporte eingeschränkt werden. Der konventionelle motorisierte Verkehr sei auf effizientere Transportmittel wie den Schienen- oder den öffentlichen Verkehr umzulagern. Vor allem jedoch müsse das Design von Fahrzeugen energetisch optimiert, Antriebstechnologien müssten effizienter und fossile durch erneuerbare Energieträger ersetzt werden.

Massnahmen zur Dekarbonisierung

Damit der Umbau des Verkehrssystems gelinge, müssten gemäss dem Bericht eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Der Umstieg auf effiziente Transportmodi ist ohne massive Investitionen in den öffentlichen Verkehr, insbesondere auf der Schiene, nicht denkbar.
  • Parallel zur Elektrifizierung wird die Effizienzerhöhung konventioneller Antriebe in einer Übergangszeit von gut 20 Jahren einen wichtigen Beitrag leisten müssen.
  • Die Förderung der Elektromobilität muss von einem schnellen Aufbau neuer Stromerzeugungskapazitäten mit sehr niedrigem CO2-Ausstoss begleitet werden.
  • Entscheidend dafür wird die Ausgestaltung des Europäischen Emissionshandelssystems (ETS) für CO2-Zertifikate sein, um welche die Sektoren Verkehr, Industrie und Gebäude in Zukunft im Wettbewerb stehen werden.
  • Die Dekarbonisierung der Langstreckenmobilität wird die wichtigste Herausforderung in den nächsten 20 bis 30 Jahren sein und setzt den Einsatz von synthetischen Treibstoffen wie Wasserstoff, Methan und Kerosin, mehrheitlich produziert aus erneuerbarer Elektrizität, voraus. Der Aufbau von Knowhow mit früher Förderung von Investitionen in diesem Bereich werden entscheidend sein.
  • Die Nachhaltigkeit verschiedener Antriebstechnologien und Energieträger muss zwingend anhand von Lebenszyklusanalysen erfolgen, um einen hohen CO2-Fussabdruck von importierten Komponenten zu vermeiden.
  • Die Nettowirkung der Digitalisierung (z.B. selbstfahrende Autos) auf umweltrelevante Indikatoren der Mobilität ist noch ungewiss und muss kontinuierlich überprüft werden.
  • Geeignete Rahmenbedingungen und frühe Förderung der Innovation seitens der Politik werden für die Beibehaltung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Mobilitätsindustrie massgebend sein.

Chancen für die Schweiz

Die Aussagen und Empfehlungen sind grundsätzlich auch für die Schweiz gültig. Dabei werden für die Schweiz der Grad der Einbindung in das europäische Emissionshandelssystem und generell die Abstimmung mit europäischen Instrumenten entscheidend sein. Durch eine gute Förderung von Innovationen ergeben sich für die Schweiz in diesem Wandel durchaus Chancen. Dies gilt insbesondere im Bereich der erneuerbaren synthetischen Treibstoffe, da die Schweizer Bevölkerung viel und weit fliegt und in der Schweiz führende Technologieanbieter für die internationale Schifffahrt beherbergt sind.

Präsentation am 5. April in Bern

Der Bericht des europäischen Akademien-Verbundes (EASAC), wurde von 18 Forschenden unter der Leitung von Konstantinos Boulouchos, Professor für Energietechnik an der ETH Zürich und Präsident der Energiekommission der Akademien der Wissenschaften Schweiz, verfasst. Er wurde von einer Arbeitsgruppe des EASAC-Energie-Programms ausgearbeitet und von einem Begutachtungsprozess durch alle europäischen Akademien begleitet. Die Akademien der Wissenschaften Schweiz haben das Projekt finanziell mitunterstützt. Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, insbesondere vom «Schweizer Kompetenzzentrum für Energieforschung im Bereich der Mobilität» (SCCER Mobility), waren bei der Erarbeitung federführend.

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