With the Sustainability Research Initiative, SCNAT, together with its sister institutions, promotes research on sustainable development and 2030 Agenda. It focuses on the joint handling of social issues of higher priority in overarching consortia.di più

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Blog: Sustainability Science Dialogue – Gemeinsame Werte, Visionen und Wege zur Nachhaltigkeit

Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und Sustainability Research Initiative

Am 10. März 2022 fand im Toni-Areal der Sustainability Science Dialogue an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) statt.

SSD ZHdK: Reissverschlussdebatte
Immagine: Anne-Catherine Minnig

Um den gesellschaftlichen Wandel hin zu einer nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen und anzutreiben sind auch die Disziplinen der Künste und des Designs gefragt. Im Unterschied zu Institutionen mit natur-, sozial- oder wirtschaftswissenschaftlicher Ausrichtung, müssen sie sich den Fragen der nachhaltigen Entwicklung mit eigenen Methoden stellen: Auch die Künste versuchen die Welt zu verstehen und die Zukunft zu denken – jedoch auf andere Art und Weise.

Gemäss Karin Zindel, Co-Leiterin re-source, Sustainability in the Arts der ZHdK, liegt in der Kreativität das grosse Potenzial – gerade wenn es um Spekulationen von Zukunftsszenarien geht. Für die nachhaltige Entwicklung heisst das: Orientierung nicht allein aus dem zu beziehen, was als Problem faktisch vorliegt, sondern eine ganzheitliche und spekulative Perspektive einzunehmen und zu versuchen, diese darzustellen. Dies ist die grosse Stärke der Künste und des Designs.

Peter Edwards, Präsident der Sustainability Research Initiative der SCNAT stellte die sechs von den Akademien erarbeiteten prioritären Themen für die Nachhaltigkeitsforschung vor und betonte, dass eine nachhaltige Entwicklung durch inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit angegangen werden müsse. Dazu gehört auch Forschung mit nicht-akademischen Partnern. Die meisten Forschenden seien nicht hinreichend ausgebildet für zukunfts- und problemorientierte Forschung und es bräuchte geeignete Rahmenbedingungen und Anreizsysteme, damit sich Forschende mit Nachhaltigkeitsthemen beschäftigen.

Irène Hediger, Leiterin des artist–in-lab programs der ZHdK, zitierte zu Beginn ihrer Keynote-Präsentation Auszüge aus einem Manifest, welches die Epoche des «Postpetrolismus» einläutet. Das Manifest wurde 2006 im Rahmen eines Performance Acts im Kunsthaus Zürich aufgeführt und thematisiert das Ende des Erdölzeitalters, die zu erwartende Umverteilung von Reichtum und Macht und die Klimaerwärmung und befasst sich somit mit einem möglichen Zukunftsszenario. Gerade bei solchen alternativen Lebensentwürfen und Visionen seien die Künste gefragt, die diese Szenarien vorleben können, meint Hediger. Die ZHdK hat sich in den letzten zwei Jahren organisch weiterentwickelt und es bestehen verschiedenste Projekte in unterschiedlichen Departementen, die zu Themen der nachhaltigen Entwicklung sensibilisieren wollen, sich mit der Umwelt auseinandersetzen und nach Lösungsmöglichkeiten suchen.

Das artists-in-lab program fördert die künstlerische Forschung, indem es für Kunstschaffende Aufenthalte in wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen organisiert und begleitet. Dies ermöglicht die Zusammenarbeit zwischen KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen aller Disziplinen in der Schweiz und weltweit. Diese langfristigen und grenzüberschreitenden Kollaborationen ebnen den Weg für eine experimentelle und reflexive Auseinandersetzung mit Themen der Wissenschaften, der Gesellschaft und der Künste.

Zum Video des arts-in-lab programs.

Hediger fordert, dass wir unsere Komfortzone verlassen, uns auseinandersetzen mit dem, was wir nicht wissen und bereit sein sollen für Neugierde und Verschiebungen. Kritische Reflexionen seien zwar nicht immer unbedingt angenehm, bergen aber viel Potenzial, um Licht ins Dunkle zu bringen. Auch sollte man die Vorstellung, dass Wissenschaft immer methodisch ist und die Künste immer sinnlich und emotional, nochmals überdenken. Denn «wildes» Denken kommt auch bei den Wissenschaften vor und methodisches Vorgehen ist oft Teil des künstlerischen Prozesses. Wir sollten nicht das eine dem anderen unterordnen, sondern den Austausch pflegen und den Anteil der Sinne in der Entstehung von Wissen reflektieren.

Es folgten Vorstellungen von drei jungen Forschenden der ZHdK, die sich in ihren Projekten mit Fragen der Nachhaltigkeit befassen:

Designing (in/with) the Ocean - interdisziplinäre Forschung zwischen Meeresbiologie und Design. Rasa Weber, Departement Design

Die Designerin Rasa Weber thematisiert das durch den Klimawandel bedingte grossflächige Korallensterben und experimentiert im «Growing Matter»- Projekt mit dem Konzept der selbstwachsenden Architektur. Sie entwirft Skelettstrukturen aus Draht, an denen sich dank Stromzufuhr und resultierender Elektrolyse im Meereswasser mineralische Ablagerungen bilden, sich sozusagen ein selbstwachsendes Riff aufbaut. Rasa Weber beschäftigt sich in ihrem Projekt mit Fragestellungen des menschlichen Eingriffs in die natürliche Umwelt (wie weit darf man gehen?), dem Wert und Verständnis von Ästhetik und einem Designprozess mit, durch und für die Natur.

Recht auf Wir. Über Kunst und Design-Ausbildungen zu einer nachhaltigeren und gleichberechtigteren Gesellschaft. Sophie Vögele, Kulturwissenschaftlerin, Departement Kulturanalysen und Vermittlung

Mit Blick auf die Agenda 2030 beschäftigt sich das Departement Kulturanalysen und Vermittlung (DKV) vor allem mit dem SDG Ziel Nr. 16: Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, und mit der Frage, wie Kunst und Design, insbesondere die Kunstpädagogik, dazu beitragen können.
In kunstpädagogischen Formaten lässt sich Nachhaltigkeit sehr gut thematisieren. Die Projekte des DKV zielen in erster Linie auf die soziale Nachhaltigkeit ab. Beispiele sind kulturelle Bildung mit Geflüchteten oder Kindern, oder die Frage, warum Theater für migrierte Menschen oft kaum zugänglich ist. Ziel ist es aber auch, diese Fragen mit ökologischer Nachhaltigkeit zu verknüpfen und in die Auseinandersetzung mit einer nachhaltigen Zukunft zu gehen. Das Potenzial der Künste und Kunstpraxis liegt in der Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung über Information und Kommunikation, indem Emotionen und der Körper angesprochen werden und durch ästhetische Zugänge, die es erlauben, die Welt zu begreifen und sie mit allen Sinnen zu erfahren.

Stefan Schmidlin, Departement Design

Mit spielerischen Methoden Werte und Ziele der Nachhaltigkeit vermitteln: darum ging es unter anderem im Vortrag von Stefan Schmidlin zu «Game Design als Key zur Vermittlung von Entscheidungskompetenzen in der Nachhaltigkeit». Ihn beschäftigt die Frage, wie man Menschen am besten motivieren kann, auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Gesellschaft. Es handelt sich beim Game Design also insbesondere um Motivationsdesign. Das «serious game» Foodscape, welches in einer Zusammenarbeit zwischen der ZHdK und der ZHAW entwickelt wurde, soll Jugendlichen und Auszubildenden helfen, nachhaltigere Entscheide bezüglich ihrer Ernährung zu treffen. Beim Spiel wägen sie zwischen den Faktoren Umweltschutz, Landverbrauch, gesunder Ernährung und Zufriedenheit ab, um möglichst ein Gleichgewicht zu erzeugen.

Reissverschlussdebatte

Bei der abschliessenden Reissverschlussdebatte, moderiert von Michael Krohn, Co-Leiter re-source | Sustainability in the Arts, diskutierten die drei jungen Forschenden der ZHdK angeregt in Abwechslung mit den geladenen Gästen Claudia Binder (Laboratory for Human Environment Relations in Urban Systems, EPF Lausanne), Christian Pohl (Transdisciplinarity Lab, ETH Zürich) und Patrick Laube (Institute of Natural Resource Sciences, ZHAW). Die Diskussion und Fragen zielten darauf hinaus, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ihren jeweiligen Disziplinen auszuloten und herauszufinden, mit welchem «Mindset» sie Nachhaltigkeitsfragen angehen. Wo kommt zum Beispiel die Kreativität zu Tragen in der Ausbildung von Ingenieuren? Wie können Zukunftsvisionen nicht nur dargestellt, sondern auch erreicht werden? Während die Wissenschaften Zukunftspfade modellieren können, braucht es klar den Beitrag der Künste und des Designs, um die Bevölkerung zu motivieren, diese Pfade einzuschlagen.

  • Sustainability Science Dialogue
  • Sustainability Science Dialogue, ZHdK
  • Sustainabiity Science Dialogue, ZHdK: Karin Zindel, Co-Leiterin re-source | Sustainability in the Arts, ZHdK
  • Sustainability Science Dialogue, ZHdK: Irène Hediger, Leiterin artists-in-lab program, ZHdK
  • Sustainability Science Dialogue, ZHdK: Reissverschlussdebatte mit Michael Krohn, Co-Leiter re-source | Sustainability in the Arts ZHdK, Stefan Schmidlin, Departement Design, ZHdK und Christian Pohl, Transdisciplinarity Lab, ETH Zürich (v.l.n.r.)
  • Sustainability Science Dialogue, ZHdK: Austausch beim Apéro
  • Sustainability Science DialogueImmagine: Hansjakob Fehr, 1kilo1/6
  • Sustainability Science Dialogue, ZHdK2/6
  • Sustainabiity Science Dialogue, ZHdK: Karin Zindel, Co-Leiterin re-source | Sustainability in the Arts, ZHdK3/6
  • Sustainability Science Dialogue, ZHdK: Irène Hediger, Leiterin artists-in-lab program, ZHdK4/6
  • Sustainability Science Dialogue, ZHdK: Reissverschlussdebatte mit Michael Krohn, Co-Leiter re-source | Sustainability in the Arts ZHdK, Stefan Schmidlin, Departement Design, ZHdK und Christian Pohl, Transdisciplinarity Lab, ETH Zürich (v.l.n.r.)5/6
  • Sustainability Science Dialogue, ZHdK: Austausch beim Apéro6/6

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