With the Sustainability Research Initiative, SCNAT, together with its sister institutions, promotes research on sustainable development and 2030 Agenda. It focuses on the joint handling of social issues of higher priority in overarching consortia.di più

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Ausbau erneuerbarer Energien biodiversitäts- und landschaftsverträglich planen («EnBiLa»)

Nachhaltigkeitsportrait

Das Projekt «Ausbau erneuerbarer Energien biodiversitäts- und landschaftsverträglich planen» (kurz EnBiLa genannt) hat zum Ziel, Grundlagen für die fundierte Interessenabwägung für die räumliche Planung der Energieproduktionsgebiete zur Verfügung zu stellen. Nebst der allgemein akzeptierten Dringlichkeit des Ausbaus von erneuerbaren Energien häuften sich von Seiten Natur und Landschaft Bedenken, dass für die Biodiversität wertvolle und/oder noch mehrheitlich unberührte alpine Landschaften der Energiewende zum Opfer fallen.

Gemeinsam mit Akteuren aus der Forschung und Praxis wurde im aktuellen Projekt ein Kriterienkatalog für die landschafts- und biodiversitätsfreundliche Planung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen erarbeitet. Der publizierte Kriterienkatalog wird nun von der ETH Zürich für die Integration in ein Online-Kartentool verwendet, das Kantonen und Energieunternehmen zur Verfügung steht.

Das Projekt wird von der Erweiterten Energiekommission der Akademien Schweiz, sowie auf Seiten der SCNAT vom Forum für Klima und globalen Wandel ProClim, dem Forum Biodiversität und dem Forum Landschaft, Alpen, Pärke FoLAP gemeinsam geleitet.

Zum Projekt


Auf welche Vision, wie eine nachhaltige Entwicklung aussehen soll, bezieht sich das Projekt?

Das Projekt EnBiLa visiert eine nachhaltige Raumentwicklung im Sinne der räumlichen Konzentration von Anlagen für erneuerbare Energien an. Die Anlagen sollen – ganz gemäss dem Konzentrationsprinzip in der Raumplanung – an den bestmöglichen Orten nicht nur für die Energieproduktion, sondern auch hinsichtlich Biodiversität und Landschaft zu stehen kommen. Dafür ist eine Interessenabwägung nötig, die nebst der ökonomischen auch die ökologische Dimension berücksichtigt.

Insgesamt musste EnBiLa aus Gründen des Zeitdrucks (politischer Prozess) relativ rigorose Systemgrenzen ziehen. Mit dem Projekt leisten wir einen Beitrag zur Umsetzung einer politisch verhandelten Strategie. Das Projekt hinterfragt die dadurch gesetzten Prämissen nicht, sondern zeigt einen Weg zur Aushandlung von verschiedenen Interessen auf.

Welchen Beitrag leistet das Projekt an diese Vision?

Die Schweiz hat relativ wenig Raum zur Verfügung, der nachhaltig und bestmöglich genutzt werden muss. Im Rahmen des EnBiLa-Projektes sollten deshalb (wo möglich wissenschaftliche) Grundlagen für die Interessenabwägung zwischen Energieproduktion und Schutz von Biodiversität und Landschaft für die Findung der bestmöglichen Standorte für die Produktion von erneuerbaren Energien zur Verfügung gestellt werden. Dies wurde durch die Erarbeitung eines Kriterienkataloges mit einem breiten Kreis an Akteuren angegangen. Ein Mehrwert des Projektes war, dass ein Teil der komplexen Aushandlung zwischen den verschiedenen Interessen bereits im Rahmen des Prozesses mit den Stakeholdern stattfand.

Welches sind die relevanten Fragen, die sich zu den Kernideen einer nachhaltigen Entwicklung stellen? Auf welche geht das Projekt ein?

Wie können wir den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben, so dass auch nachfolgende Generationen ihren Energiebedarf nachhaltig decken können, und dabei auch die Biodiversität und Leistungen der Landschaft für künftige Generationen erhalten?

Welche Kriterien definieren Räume, in denen die erneuerbare Stromproduktion ausgebaut und die Auswirkungen auf Biodiversität und Landschaft minimiert werden können? Im Zentrum steht hier die Integrität der natürlichen Systeme, die durch die erneuerbare Energieproduktion nicht gefährdet werden darf.

Welche systemischen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Nachhaltigkeitszielen werden behandelt?

Grundannahme des Projektes war, dass die Energie-/Klima- und die Biodiversitätskrise nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Während der Ausbau von erneuerbaren Energien auch von Seiten Parlament mit ökonomischen Anreizen vorangetrieben wird, besteht das Risiko, mit einem ungeplanten Ausbau an ungeeigneten Orten wertvolle Ökosysteme und identitätsstiftende Landschaften zu opfern. Die Thematik ist insofern komplex, als dass es sich nicht um eine simple Aushandlung zwischen ökonomischen und ökologischen Interessen handelt, sondern der Ausbau der erneuerbaren Energien auch der Ökologie dient.

In der Umsetzung zeigt sich, dass ökonomische Kriterien oft entscheidend sind, ob überhaupt Anlagen für die erneuerbare Energieproduktion projektiert werden. Für die Akzeptanz durch die Bevölkerung sind jedoch auch ökologische respektive landschaftsrelevante sowie soziale Kriterien entscheidend – und dies ist für den Ausbau der erneuerbaren Energien zentral! Hier stellen sich Gerechtigkeitsfragen, die in einem gesellschaftlichen Prozess ausgehandelt werden müssen.

Gibt es Aspekte, die wichtig wären, aber im Rahmen des Projekts nicht behandelt werden können?

Es stellen sich oben erwähnte Gerechtigkeitsfragen: Wer trägt räumlich die Last, wer trägt wieviel zum Energieverbrauch (und damit zur Belastung) bei, wer profitiert wirtschaftlich, wie lässt sich dies fair gestalten? Diese Fragen wurden im Rahmen des Projektes nicht behandelt.

Ferner gibt es Fragen bezüglich der systemischen Nachhaltigkeit, zum Beispiel zur Governance und zu Materialien bzw. benötigten Rohstoffen. Auch diesen wurde im Rahmen des Projektes nicht weiter nachgegangen.