Mit der Initiative für Nachhaltigkeitsforschung treibt die SCNAT gemeinsam mit ihren Schwesterinstitutionen die Wissenschaft zur nachhaltigen Entwicklung und zur Agenda 2030 voran. Ein besonderes Augenmerk richtet sie auf die gemeinsame Bearbeitung gesellschaftlich prioritärer Fragen in übergreifenden Konsortien.mehr

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Biodiversität von Immobilien und Siedlungsräumen fördern und messen («ImmoBio»)

Nachhaltigkeitsportrait

Das Projekt «ImmoBio» zielt darauf ab, die gesamte Wertschöpfungskette im Bau- und Immobiliensektor für biodiversitätsfördernde Massnahmen zu mobilisieren. Durch eine systematische Integration naturnaher Flächen in urbanen Räumen wird ein grösserer Schutz und eine stärkere Förderung der Biodiversität angestrebt. Die entstehenden Grünräume ermöglichen, die Naturverbundenheit der Bevölkerung auszubauen und ihre Lebensqualität zu erhöhen. Ausserdem soll das Projekt zu einer Wertsteigerung von Immobilien durch Standortattraktivität und Kostenreduktionen führen.

Hintergrund:

Städte und Gemeinden haben oft eine ausserordentlich hohe Biodiversität, die deutlich höher ist als in der ausgeräumten Agrarlandschaft. Diese ökologischen Werte sind durch zunehmende Verdichtung und schlechte Planung allerdings unter Druck. Angesichts der Bedeutung der Natur im Siedlungsraum für Mensch und Natur ist es erstrebenswert, den Trend nicht nur umzukehren, sondern die Biodiversität in diesen Räumen weiter zu fördern, auch im Hinblick auf die Anpassung an den Klimawandel. Das Projekt verbindet ökologische Expertise mit Anforderungen der Bau- und Immobilienbranche.

Vorgehen:

Das Kennwertsystem BioValues™ zur Erfassung der Biodiversitätspotenziale bei Neubauten und Sanierungen wird für Bestandsimmobilien weiterentwickelt.
Mit Immobilieninvestor:innen wird eine Methode entwickelt, um ihre Biodiversitätswirkung zu messen und zu monitoren.
Die entwickelten Bewertungsmethoden werden entlang der Wertschöpfungskette skaliert.

Das Projekt etabliert Biodiversität als integralen Bestandteil von Bauprozessen. Es ermöglicht den Akteuren, ihre ökologischen Handlungsoptionen umzusetzen, und erhöht die Resilienz urbaner Lebensräume gegen Umweltbelastungen.

Das Projekt wird von der Somaha Stiftung finanziert und gemeinsam mit der SiedlungsNatur GmbH umgesetzt.

Zum Projekt


Auf welche Vision, wie eine nachhaltige Entwicklung aussehen soll, bezieht sich das Projekt?

Nachhaltige Entwicklung wird im Kontext dieses Projektes durch die Existenz genügender naturnaher, vernetzter Lebensräume definiert, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Vorteile für Städte und Gemeinden bringen. Biodiversität und die einhergehenden Co-Benefits sind systematisch und selbstverständlich in urbane Planungs- und Bauprozesse integriert und ihr Wert wird von Immobilieninvestoren anerkannt. Mensch und Natur profitieren von der hohen Lebensqualität in den Siedlungsräumen. Diese bilden ausserdem einen wichtigen Bestandteil der ökologischen Infrastruktur und weisen eine hohe Resilienz gegenüber den Folgen des Klimawandels auf.

Welchen Beitrag leistet das Projekt an die Vision?

Das Projekt befähigt die Akteure entlang der Wertschöpfungskette im Immobiliensektor, die Biodiversitätspotenziale und -wirkung zu bestimmen, und stösst damit einen Paradigmenwechsel an. Es thematisiert und fördert die Biodiversität in Siedlungsräumen und trägt damit zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen durch Grünräume bei, die das städtische Klima regulieren und Erholungsräume bieten. Wirtschaftlich trägt es dazu bei, dass die Attraktivität von Immobilienstandorten gesteigert und langfristig dank klimatischer Resilienz, wie Schutz vor Hochwasser, Kosten gesenkt werden können.

Das Projekt setzt die Erkenntnisse an konkreten Projekten gemeinsam mit PilotpartnerInnen um. Diese Pilotprojekte dienen nach Abschluss des Projektes als Vorbilder für Akteure, die in diesem Projekt nicht direkt erreicht werden können. Die Lehren aus den Pilotprojekten werden verwendet, um Vorgehensweisen und Handlungsempfehlungen für weitere Akteure bereitzustellen.

Welches sind die relevanten Fragen, die sich zu den Kernideen einer nachhaltigen Entwicklung stellen? Auf welche geht das Projekt ein?

Wie kann Biodiversität in dicht besiedelten Räumen gefördert werden? Welche Anreize motivieren Akteure der Immobilienbranche, biodiversitätsfreundlich zu handeln? Wie wirkt das Projekt auf die Lebensqualität der Bewohnenden und wie können ihre Bedürfnisse einbezogen werden? Wie wird die Integrität der Natur im Siedlungsraum bewahrt und gefördert, um auch zukünftigen Generationen lebenswerte Siedlungsräume und Potential für Freiraumentwicklung zu ermöglichen?

Welche systemischen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Nachhaltigkeitszielen werden behandelt?

Das Projekt fördert positive systemische Wirkungen einer ökologischen Siedlungsentwicklung auf die Gesundheit, die sozialen Interaktionen und die emotionale Verbundenheit von BewohnerInnen. Durch die gesteigerte Lebensqualität und die puffernde Wirkung auf Klimawandel und damit einhergehende zunehmende Extremereignisse sind auch wirtschaftliche Vorteile zu erwarten. Konflikte können bei der Priorisierung von Flächennutzung entstehen, etwa zwischen Wohnraumbedarf und Grünflächenerhalt, die durch integrative Planung minimiert werden sollen.

Gibt es Aspekte, die wichtig wären, aber im Rahmen des Projekts nicht behandelt werden können?

Die Auswirkungen auf die Mietzinsen werden nicht direkt behandelt. Dies kann soziale Konsequenzen haben und es stellen sich Fragen zu Gerechtigkeit, die in diesem Projekt nicht behandelt werden. Auch die öffentlichen Freiräume und Grünflächen, welche für die gesellschaftliche Inklusion und Teilhabe eine grosse Bedeutung haben, liegen ausserhalb des Fokus des Projekts.