Mit der Initiative für Nachhaltigkeitsforschung treibt die SCNAT gemeinsam mit ihren Schwesterinstitutionen die Wissenschaft zur nachhaltigen Entwicklung und zur Agenda 2030 voran. Ein besonderes Augenmerk richtet sie auf die gemeinsame Bearbeitung gesellschaftlich prioritärer Fragen in übergreifenden Konsortien.mehr

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Workshop 1: Umwelt- und sozialverträgliche Ernährungssysteme

Sustainability Science Dialogue – Mehr Vernetzung für die Nachhaltigkeitsforschung an der ZHAW

Unter der Leitung von Marcel Anderegg von SVIAL diskutierten zuerst die drei Expert:innen Isabel Jaisli, Karin Nordström und Claudio Beretta (alle ZHAW) über die grössten Herausforderungen und offenen Fragen auf dem Weg zu nachhaltigen Ernährungssystemen.

SSD ZHAW Ernährungssysteme

Laut Jaisli und Nordström ist die Transformation hin zu nachhaltigen Ernährungssystemen verbunden mit agrarökologischen Fragen, aber auch mit Fragen der Gesundheit. Wichtige Forschungsfelder sind zum Beispiel die personalisierte Ernährung (analog zur personalisierten Gesundheit) und Food Waste. In Bezug auf die Food-Waste-Problematik erläuterte Claudio Beretta, dass sich der Fokus von der möglichst vollständigen Nutzung der Ausgangsprodukte hin zur möglichst vollständigen Nutzung der Nebenprodukte verschoben hat (z.B. die Umwandlung von Fleischabfällen zu Biogas). Im Rahmen des politisch festgelegten Ziels der Halbierung von Food Waste in der Schweiz bis 2030 besteht zwischen der ZHAW und dem Bundesamt für Umwelt eine Zusammenarbeit, in der auch die verarbeitende Industrie, der Detailhandel und der Gastronomiebereich einbezogen sind. An der ZHAW gibt es zum Thema des weiteren einen neuen Master Studiengang in «Preneurship for Regenerative Food Systems», welcher das Ernährungssystem nicht wie bisher als lineare Wertschöpfungskette, sondern als Wertschöpfungsnetzwerk betrachtet.

Weitere wichtige Themenfelder, die angesprochen wurden, sind Anreize und Subventionssysteme für den Konsum nachhaltiger Lebensmittel. Da der Markt produziert, was gekauft wird, haben die Konsumierenden einen starken Hebel auf das ganze Ernährungssystem. Momentan gibt es noch viele falsche Konsum-Anreize (z.B. subventionierte Werbung für Schweizer Fleisch). Die Entscheide, welche wir beim Einkaufen treffen, hängen zudem stark vom Einkommen und sozioökonomischen Aspekten ab. Könnten durch eine Änderung des Subventionssystems nachhaltige Lebensmittel auch für ärmere Leute erschwinglicher werden? Was haben die momentanen Subventionen für einen Effekt auf den Mix von Lebensmitteln, die konsumiert werden? Was verändert sich, wenn die aktuellen Subventionen auf Fleisch und Fleischproduktion auf alle Lebensmittel verteilt würden? Derartige Fragen könnten zum Beispiel in Realexperimenten ausprobiert werden, um Transformationswissen zu generieren, also Wissen darüber, wie sich das System in ein nachhaltige(re)s umbauen lässt.

Transdisziplinär zu arbeiten, die relevanten Stakeholder von Anfang an einzubeziehen und über die bekannten Systemgrenzen und Disziplinen hinaus zu denken, ist elementar in der Forschung zu Ernährungssystemen. Leider stellen die aktuellen Instrumente zur Forschungsfinanzierung eine Hürde dar, da Fragestellungen von Anfang an klar definiert werden müssen, keine Finanzierung für ihre partizipative Erarbeitung bereitsteht und eine wirklich ergebnisoffene Forschung kaum möglich ist. Zudem ist die Evaluation solcher Projekte ein Knackpunkt. Ein Ansatz welcher im Workshop diskutiert wurde wäre, dass Projektetappen schrittweise evaluiert werden, und so eine passende Folgefinanzierung flexibel erarbeitet werden kann. Auch das Kommunizieren von Forschungsprojekten sollte stärker gewichtet werden. Das könnte auch für die Evaluation Zeit sparen, da so die Ergebnisse schon in kurzer und prägnanter Form vorliegen.

Am Ende des Workshops diskutierten die Teilnehmenden, wie Synergien und interdisziplinäre Zusammenarbeit an der ZHAW gestärkt werden könnten. Gerade Projekte zu Querschnittsthemen wir Ernährungssysteme oder den Klimawandel sind hierfür wichtig, da sie Forschende aus verschiedenen Bereichen miteinbeziehen. Zudem ist derzeit eine Datenbank im Aufbau, über welche sich die Mitarbeitenden der ZHAW gegenseitig über ihre Kompetenzen finden können und somit Zusammenarbeit erleichtert wird.

Text: Gabriela Wülser, Anne-Catherine Minnig, Anja Bretzler

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